Gedenken an die Reichspogromnacht in Daaden: Erinnerung als Verpflichtung
In der Barockkirche zu Daaden fand auf Einladung der Landtagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler die diesjährige Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht statt. In ihrer Ansprache mahnte sie: „Der 9. November 1938 steht für den Bruch der Zivilisation in Deutschland. Unsere Antwort auf Hass muss Zusammenhalt sein, unsere Antwort auf Hetze Menschlichkeit – und unsere Antwort auf Verachtung die Verteidigung unserer Demokratie."Im Mittelpunkt des Abends stand der Zeitzeuge Paul Stahl aus Schutzbach, der bewegend aus seiner Kindheit in Altenkirchen berichtete. Als kleiner Junge wuchs er mit seiner Familie im Haus der jüdischen Familie Seligmann auf – eine Freundschaft, die in der NS-Zeit nur heimlich weiterbestehen durfte. Nach der Pogromnacht wurde die Familie Seligmann ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, später gelang ihr die Flucht in die USA. Jahrzehnte nach dem Krieg kam es zu einem berührenden Wiedersehen per Briefkontakt – ein Zeichen bleibender Menschlichkeit und Versöhnung.
Musikalisch wurde der Abend vom Duo Klezfluentes aus Koblenz begleitet. Mit traditionellen und modernen Klezmermelodien schufen die Musiker eine Atmosphäre, die Trauer, Hoffnung und Lebensfreude verband und die Vielfalt jüdischer Kultur eindrucksvoll spürbar machte.
Martin Autschbach, Schulreferent im Ruhestand, hob am Ende den Einsatz junger Menschen hervor, die sich in Schulprojekten aktiv für Demokratie und Erinnerungskultur engagieren.
Mit dem gemeinsam gesungenen Choral „Nun danket alle Gott“, begleitet vom Duo Klezfluentes, fand der Abend einen würdigen und hoffnungsvollen Abschluss.